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Die Kleine Zeitung am 10. Jänner 2016

Vertragspoker, Rücktritte und Sabotage

Vertragspoker, Rücktritte und Sabotage

Ab Sommer soll die Feistritztalbahn wieder bis Weiz fahren. Aber es fehlen der Vertrag, die Löschung der alten Konzession und die Finanzierung für die Sanierung. Und es fehlt ein Stück Schiene.

RAIMUND HEIGL

 

Der „Club U44-Freunde der Feistritztalbahn“ ist zuversichtlich: Er hat kürzlich auf seiner Homepage den Fahrplan für 2016 veröffentlicht. „Wir fahren wieder nach und von Weiz“quot;, heißt es da und zu lesen sind außerdem die Abfahrtszeiten ab 16. Juni an Donnerstagen, Samstagen und Sonntagen. Doch bis es so weit ist, steht den Verantwortlichen der Feistritztalbahn GmbH noch ein sehr langer Weg bevor.

Kurze Rückblende: Im Jänner 2015 wurde die Feistritztalbahn aus Sicherheitsgründen gesperrt, weil am sogenannten Bachl-Viadukt Schäden aufgetreten sind. Nach langem Hin und Her wurde dann im Sommer der Betrieb nur zwischen Anger und Birkfeld durchgeführt. Starke Umsatzeinbußen, vor allem bei den Betrieben in Birkfeld, waren die Folge.

Im August verkündete der neue steirische Verkehrslandesrat Jörg Leichtfried nach einem Gipfel mit allen Beteiligten stolz: „Die Feistritztalbahn ist gerettet.“ Bereits damals relativierte der Birkfelder Bürgermeister Franz Derler: Der Verkauf der Strecke von Weiz bis Oberfeistritz um einen symbolischen Euro sei nur einer von mehreren Punkten, die noch zu lösen sind.

Rücktritte: Maier und Pojer

Mittlerweile sind sechs Monate ins Land gezogen und getan hat sich seither sehr, sehr wenig. Zumindest, was die Verhandlungen mit dem Land und dem Verkehrsministerium betrifft. Dafür haben sowohl Feistritztalbahn-Geschäftsführer Willibald Maier als auch Prokurist Wolfgang Pojer mit Jahresende ihren Rücktritt erklärt. Beide aus beruflichen Gründen, wie sie betonen. Aber Maier gibt auch zu: „Ich habe viel mehr Zeit und Energie in die Fortführung der Feistritztalbahn gesteckt als erwartet und nur sehr überschaubaren Erfolg eingefahren. Man muss sich dann auch einmal eingestehen, dass man seine Ziele nicht erreicht hat.“ Bis zur Gesellschafterversammlung, die noch im Jänner stattfinden soll, ist er offiziell noch im Amt. Derweil führt Reinhard Zeller die Geschäfte der Feistritztalbahn. „Über die Feiertage ist es sehr schwierig, bei Land oder Bund etwas zu erreichen. Aber ab 11. Jänner werde ich wieder Druck machen.“

Die nächsten wichtigen Punkte sind: den Kaufvertrag endgültig abzuschließen und das Verfahren der Löschung der Eisenbahnkonzession der Landesbahnen durchzubringen. Für beides gibt es Zusagen, aber eben noch keine Beschlüsse. Dazu sagt Heinz Rossbacher von der Abteilung 16 (Verkehr und Landeshochbau), der mit der Abwicklung des Verkaufs beschäftigt ist: „Der Verkauf sollte noch im Jänner über die Bühne gehen. Das Gleiche gilt für die Löschung der Eisenbahnkonzession durch das Verkehrsministerium.“

Der größte Knackpunkt ist aber das Geld: Rund 700.000 Euro dürften notwendig sein, um die wichtigsten Sanierungsmaßnahmen an den Viadukten durchzuführen. Es soll eine Drittellösung zwischen den Ressorts von Landesrat Leichtfried, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und LH-Stellvertreter Michael Schickhofer geben. Doch auch hier gibt es nur Zusagen, keine Beschlüsse. „Die Signale aus allen Ressorts sind klar für die Erhaltung der Feistritztalbahn als touristische Attraktion. Auch hier sollten noch im Jänner Beschlüsse folgen, damit die Sanierung durchgeführt werden kann“, sagt Rossbacher. Geht sich die Sanierung bis zum Sommer dann überhaupt noch aus? Zeller: „Ja, schon, aber die Zeit drängt.“

Schienen herausgeschnitten

Unterdessen wurde im Bereich des Bahnhofes Oberfeistritz, genau dort, wo die Feistritztalbahn in die Landesbahnstrecke übergeht, ein rund zwei Meter langes Schienenstück herausgeschnitten. Für Reinhard Zeller ist dies ein „Abschiedsgeschenk“ von Landesbahn-Geschäftsführer Helmut Wittmann. „Er hat mit allen Mitteln versucht, die Feistritztalbahn kaputt zu machen. Es ist ihm nicht gelungen. Wir werden weiter kämpfen.“ Wittmann selbst wollte dazu auf Anfrage der Kleinen Zeitung keine Stellungnahme abgeben. Er ist auf Urlaub und wird danach in den Ruhestand übertreten. Doch Heinz Rossbacher sagt: „Die Leute von der Feistritztalbahn konnten es nicht erwarten und haben ohne Erlaubnis Sanierungsmaßnahmen unternommen. Als überzogene Reaktion der Landesbahn hat es dann diese Aktion mit den Schienen gegeben.“

 

Soweit der Artikel der Kleinen Zeitung. Interessant ist vielleicht noch der Kommentar in der selben Ausgabe, eine Seite weiter vorne:

Foto: Reinhard Zeller

KOMMENTAR

Der Diebstahl von Kupferkabeln entlang von Bahnstrecken ist schon seit längerer Zeit ein großes Problem. Dass das Geschäft mit Altmetall die einschlägigen Banden aber jetzt schon so weit bringt, dass sie sogar die Schienen selbst herausschneiden und verkaufen, wäre neu. Und es ist auch höchst unwahrscheinlich, dass der Schienen-Klau in Oberfeistritz auf eine Diebesbande zurückzuführen ist.

Vielmehr dürfte es sich um eine gezielte, wenn auch ziemlich plumpe Aktion aus dem Dunstkreis der Landesbahnen handeln, nur um den Feistritztalbahnern den Zugang zu der für sie noch gesperrten Strecke zu verwehren. Dabei haben die mit dem Bummeltempo der Behörden in Wien und Graz ohnehin schon genug Probleme.

Sie erreichen den Autor unter raimund.heigl@kleinezeitung.at

Quelle: Kleine Zeitung, Ausgabe Weiz am 10. Jänner 2016